Wer das Büro des Rudolstädter Bürgermeisters kennt, der weiß, dass dort ein runder Tisch steht, an dem auch manch strittiges Thema beraten und entschieden wird. Eines dieser Themen wurde vergangenen Dienstagnachmittag in einer zweieinhalbstündigen Beratung diskutiert. Es handelte sich um die Wasserversorgung im Stadtgebiet Rudolstadt.
Nachdem der Zweckverband sich zur teilweisen Umstellung von weichem Fernwasser auf das härtere Eigenwasser entschieden hat, sind einige Wogen hoch geschlagen. In emotionsgeladenen Informationsveranstaltungen, zahlreichen Pressebeiträgen, Leserbriefen und zuletzt der Petition einer sich in Gründung befindlichen Bürgerinitiative gab es reichlich Diskussionsstoff dazu. Grund genug für Bürgermeister Jörg Reichl, die Vertreter der Bürgerinitiative, Heinz Sibilski und Werner Müller, Rechtsanwalt Bleeck als Interessenvertreter der Haus- und Grundstückseigentümer, den ehemaligen Bürgermeister Dr. Hartmut Franz, Gerrit Schnitzer als Leiter des Betriebs Ost der Thüringer Fernwasserversorgung und Andreas Stausberg, Geschäftsleiter des ZWA Saalfeld–Rudolstadt an den besagten runden Tisch zu holen.
Die Kernfragen, wieso die Umstellung vorgenommen wurde und ob die Veränderung zumutbar ist, schienen zu Beginn der Beratung kaum lösbar zu sein, denn die Argumente aller Seiten waren zuvor bereits mehrfach ausgetauscht. Begründet wurde die inzwischen vollzogene Entscheidung mit der Erhöhung des Bezugspreises für Fernwasser. Die Härte des angebotenen Wassers erhöhte sich von 6 °dH (Fernwasser) auf 13 °dH (Wasserwerk Süd).
Gerade zum Problem der Zumutbarkeit gab es seitens der Bürgerinitiative kein Verständnis. Was jedoch alle Anwesenden positiv bewerteten, ist die offene Diskussion des Themas. So wurde sowohl vom Vertreter der Haus- und Grundstückseigentümer, als auch dem Bürgermeister ein guter Kompromiss in der in Arbeit befindlichen Mischwasserlösung gesehen. Mit diesem Ansatz ist geplant, dass nicht nur die umgestellten Gebiete in Teilen von Rudolstadt eine geringere Wasserhärte erhalten sollen, sondern auch die seit vielen Jahren vom Wasserwerk in Volkstedt-Süd versorgten Kunden, also etwa zwei Drittel der Stadt. Dabei soll die Zielhärte auf 10°dH eingestellt werden, was ein mittelhartes, oder je nach Sichtweise mittelweiches Wasser zur Folge hat. Begünstigend kommt dieser Variante der seit kurzem angebotene reduzierte Fernwasserpreis zu Gute. Seitens der Bürgerinitiative wurde allerdings ein Wert von 8 °dH als akzeptabel angesehen.
Ein völliges Abschalten, der sich in einem guten Zustand befindlichen Trinkwasseraufbereitungsanlage, wurde vom Geschäftsleiter des ZWA ausgeschlossen. Den Auftrag zur Erstellung des Mischwasserkonzeptes hatte der ZWA bereits an ein Ingenieurbüro im August erteilt, die Ergebnisse dazu werden Mitte Januar 2018 erwartet.
Alle Anwesenden waren sich zum Schluss einig, dass die Ergebnisse dann gemeinsam kommuniziert und beraten werden. Ebenso wurde begrüßt, dass der ZWA sich mit dem Thema auseinandergesetzt und bereits Konzepte erarbeitet hat, wonach im Versorgungsgebiet der Trinkwasseraufbereitungsanlage Naundorf in den nächsten zwei Jahren auf Fernwasser umgestellt wird. Davon ist auch das Stadtgebiet Rudolstadt Ost betroffen. In den nächsten Jahren wird es auch in anderen Teilen des Verbandsgebietes wie z. B. Schloßkulm, von Teichel bis Großkochberg, Innenstadt Bad Blankenburg mit Ortsteilen Watzdorf, Klein- und Großgölitz sowie Reichenbach im Loquitztal zu Veränderungen kommen. Hier wird die Härte von jeweils deutlich über 20°dH spürbar abgesenkt. Auch ein Ergebnis, welches sich nach Auffassung des Bürgermeisters nicht nur aus den technologischen sondern auch aus den emotionsgeladenen Diskussionen der letzten Jahre entwickelt hat.
Rudolstadts Bürgermeister Reichl macht deutlich, dass der ZWA von vielen Städten und Gemeinden getragen wird und dass bei jeder Entscheidung stets darum gerungen wird, mehrheitlich tragfähige Ergebnisse auf der Grundlage der geltenden Gesetzgebung zu erreichen. Er allein hat dort nichts festzulegen.
In den Jahren des Bestehens des Zweckverbandes hat sich immer wieder gezeigt, dass diese Art der Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis für die Probleme und Wünsche der Kunden des ZWA in den einzelnen Gemeinden durch gute Kompromisse und damit auch eine vernünftige Preisgestaltung erfolgreich sind.
Die Geschäftsleitung des ZWA wird auch weiterhin alles unternehmen, um bestes Trinkwasser zu einem vernünftigen Preis im Verbandsgebiet zur Verfügung zu stellen.
gez. Stausberg
Geschäftsleiter